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Internationale Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen e.V.

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Erfolgreiche (I)NTACT-Strategien

Unabdingbar ist zunächst ein kompetentes Projektteam. Die Projektarbeiter:innen stammen gewöhnlich aus der Projektregion und sprechen die lokalen Sprachen. Die meisten von ihnen sind selbst beschnitten oder anderweitig von der Tradition betroffen. Vor ihrem Einsatz werden sie theoretisch und praktisch von den Mitarbeitern unseres Afrika-Büros geschult und auch während der Projektdauer fortlaufend von ihnen betreut.

Im Laufe der Jahre wurden unsere Aufklärungsstrategien in Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen vor Ort ständig weiter entwickelt. Eine Reihe von Aktivitäten haben sich als sehr erfolgreich erwiesen und sind daher Bestandteil aller von (I)NTACT geförderten Aufklärungsprojekte. Die Strategien werden den Begebenheiten vor Ort jeweils angepasst.

Bevölkerung direkt aufklären

Die Arbeit an der Basis ist ein Kernelement der Aufklärungsstrategie, idealerweise wird jede einzelne Großfamilie vom Projektteam besucht. Als Aufklärungshilfe werden Bilder genutzt, welche die Beschneidung und deren schädlichen Folgen sowie die intakten Organe darstellen. Es hat sich als sehr überzeugend erwiesen, wenn lokale Autoritäten und ehemalige Beschneiderinnen selbst einen Teil der Aufklärung übernehmen. Auf jeden Fall sollte sichergestellt sein, dass alle im Dorf die Möglichkeit haben, sich zu informieren. Ergänzt wird die individuelle Aufklärung durch Diskussionen auf Dorfversammlungen und Predigten in Moscheen. Oft werden unterschiedliche Medien zur Aufklärung eingesetzt (Videovorführungen, Theater, Radio).

Beschneiderinnen überzeugen und in die Aufklärungsarbeit einbeziehen

Für die Beschneiderinnen werden Seminare organisiert, mit dem Ziel diese zu informieren und gemeinsam zur Aufgabe der Tradition zu führen.

Die Einbindung von ehemaligen Beschneiderinnen in die Aufklärungsarbeit mit der Bevölkerung ist sehr wichtig und unterstreicht den Willen der Beschneiderinnen, nicht mehr zu beschneiden.  In einigen Projekten erhalten aufgabewillige Beschneiderinnen Kleinstkredite, um sich andere Einkommensquellen zu erschließen – gleichzeitig ist durch die Überwachung der Rückzahlung der Kredite ein regelmäßiger Kontakt mit den Beschneiderinnen gewährleistet, was Rückfälle mindert.

Nachhaltigkeit sichern

Die Sicherung der Aufklärungsergebnisse erfolgt zum Teil über Dorfkomitees. Die Mitglieder werden während der Aufklärungsphase von der Bevölkerung gewählt und sind später die Mittler zwischen Bevölkerung und den Verantwortlichen der jeweiligen Partnerorganisation.

Die wesentliche Aufgabe der Komitees ist die Überwachung der Familien mit Mädchen im beschneidungsfähigen Alter, um eventuell drohende Beschneidungen zu verhindern. Auch lokale Autoritäten dienen den Partnerorganisationen als vertrauensvolle Ansprechpartner, um zu überwachen, dass es keine neuen Beschneidungsfälle mehr gibt. 

Flächendeckende Aufklärung in einem Gebiet

Durch familiäre Bindungen zwischen Dörfern einer Region ist es für ein einzelnes Dorf zunächst schwierig, auf die Tradition der Beschneidung zu verzichten. Denn nur wenn in einer Gegend möglichst alle Dorfgemeinschaften die Beschneidung abschaffen, können Familien davon ausgehen, dass eine zukünftige Schwiegerfamilie ihre Tochter unbeschnitten akzeptiert und sie nicht womöglich im Zuge der Heirat noch Opfer weiblicher Genitalverstümmelung wird.

Außerdem besteht die Gefahr, dass Mädchen zur Beschneidung in Nachbardörfer gebracht werden, wo noch beschnitten wird. Dies ist vor allem in Grenzregionen problematisch.